125 Jahre VS wie lernen und arbeiten wir morgen?
„Fragen stellen, Antworten suchen, Lösungen finden.“ Wenn Geschäftsführer Philipp Müller in die VS-Geschichte eintaucht, ist das erfrischend wenig nostalgisch. Die Rückschau schärft vor allem den Blick für zukünftige Aufgaben des familiengeführten Möbel-Spezialisten. Weiterdenken, darum geht’s – wie die letzten 125 Jahre auch.
VS startet durch
Begonnen hat alles mit einem Erfolg. 1898 entwickelte VS die mit Abstand erfolgreichste Schulbank Deutschlands: die Rettig-Bank, nach einem Entwurf von Architekt Wilhelm Rettig. Das erhöhte Fußbrett erleichterte den Ein- und Ausstieg. Ging es ans Putzen des Klassenzimmers, konnte der Zweisitzer durch einen Kippbeschlag auf die Seite geklappt werden – ein enormer Fortschritt in Sachen Hygiene. Es war das erste von vielen wegweisenden VS-Produkten in 125 Jahren – Produkte, die sich in der ganzen Welt durchsetzen sollten und entsprechend häufig kopiert wurden. Zahlreiche Patente und bahnbrechende Verfahrensinnovationen folgten, die VS weltweit einen Namen machten bis heute die Position als europäischer Marktführer im Direktvertrieb von Schul- und Büromöbeln sichern.
Mit ihrem zukunftsweisenden „Erstling“ führte VS Schule ins 20. Jahrhundert. „Jetzt, im 21. Jahrhundert, stellen wir uns im Prinzip die gleichen Fragen wie damals: Wie lernen wir in Zukunft? Wie werden wir arbeiten?“, sagt Geschäftsführer Philipp Müller, der in vierter Generation das Familienunternehmen leitet. „Sich mit diesen Fragen auseinanderzusetzen, nach Antworten zu suchen und Lösungen zu finden – das ist für jede Generation eine neue Herausforderung. Und sie macht nach wie vor unglaublich Freude.“
Bildung mitgestalten
Woher rührt diese Leidenschaft für Bildung? „Als mein Urgroßvater ein kleiner Junge war, spielte er immer mit Mario Montessori“, erzählt Philipp Müller. „Er war der einzige Sohn von Maria Montessori, die oft bei uns zu Hause war und die Erziehung mit ihrer Überzeugung reformierte, dass Kinder nicht lernen, indem sie Regeln befolgen und Verhaltensweisen reproduzieren. Sie lernen, indem sie ihre eigenen Stärken und Fähigkeiten in einer Umgebung entdecken und ausüben, die dieser Selbstbestimmung entspricht.“ Als Maria Montessori ihre erste Vorlesung in Berlin hielt, saß Valborg Müller im Saal, die Frau des VS-Gründers Paul Johannes Müller. Sie überzeugte ihren Mann von der Vision der Italienerin. VS wurde ab 1913 alleiniger Hersteller von Montessori-Lehrmitteln für den deutschen Markt und blieb es bis in die 1930er-Jahre. „Heute stellen wir hochflexible Möblierungen für Ganztagsschulen her, bieten eine breite Ausstattungs-Palette für Kitas und Hochschulen. Doch das ursprüngliche Ziel der Reformbewegung von damals wird uns weiterhin leiten: eine förderliche Lernumgebung zu schaffen, damit gut und gern gelernt und gelehrt wird“, sagt Philipp Müller.
„Meine Urgroßeltern pflegten ein sehr freundschaftliches Verhältnis zu Maria Montessori. Meine Urgroßmutter war zudem im Vorstand der Deutschen Montessori Gesellschaft.“
Philipp Müller, Geschäftsführung
Legendärer Kufenstuhl
Es ist dieser Mix aus Pioniergeist und der Suche nach substanzieller Lösung, der sich wie ein roter Faden durch die Unternehmensgeschichte zieht. Co-Creation heißt das Erfolgsrezept, durch das es VS seit Jahrzehnten gelingt, wegweisende Entwicklungen in der Branche anzustoßen. Das kreative Miteinander mit maßgeblichen Größen aus Architektur und Design hat unter anderem zu einem der erfolgreichsten Produkte der Nachkriegsgeschichte geführt: Der Kufenstuhl, den VS mit Architekt Karl Nothelfer entwickelte, verkaufte sich sechs Millionen Mal. VS besiegelte damit nicht nur das Ende der Schulbank, sondern entließ Schule obendrein in die Bewegungsfreiheit. Der legendäre Stuhl war so leicht, dass Kinder ihn selbst tragen konnten – raus aus dem Klassenzimmer und hin zu freieren Formen des Unterrichts.
Es gäbe noch viele weitere spannende Co-Creation-Geschichten, zum Beispiel rund um den Freiformtisch von Architekt Günter Behnisch, aus dem VS ein Büromöbelsystem entwickelte und damit 1986 den Deutschen Bundestag ausstattete. Oder die Freischwinger-Varianten von Design-Legende Verner Panton 1994, mit denen VS ergonomischen Stühlen erstmals einen festen Platz an deutschen Schulen einräumte, und den nicht wenige bis heute für den weltweit besten Schulstuhl halten. Bewegtes Sitzen ist gut, Bewegung aber ist besser. Eine zentrale Frage lautet bei VS deshalb: „Wie gelingt es uns, Lernwelten so zu gestalten, dass sie immer bewegter werden? Denn Lernen braucht Bewegung. Es braucht den ganzen Körper, nicht nur den Kopf“, sagt Philipp Müller. Antworten entstehen im Austausch mit Fachleuten für Bewegung, Bildung und Design, beim Ausprobieren mit Partnerschulen. Inspiration liefern die Nutzer selbst durch die Art, wie sie mit VS-Möbeln umgehen. „Gerade Kinder kommen manchmal auf ganz verblüffende Einfälle, die uns zu manchem Aha-Effekt verholfen haben,“ sagt Müller.
Einstieg Büroausstattung
Wie kommunizieren Menschen miteinander? Was brauchen sie, um sich zu konzentrieren? Wie können sie besser neue Ideen entwickeln? Diese Fragen sind beim Lernen wie beim Arbeiten zentral. Der Schritt von der Bildungs- zur Arbeitswelt war deshalb klein. Seit 1992 entwickelt VS ganzheitliche und passgenaue Lösungen für Arbeitsplätze in Banken, bei Automobilherstellen, im Hauptsitz von Siemens oder in der EZB, vor allem aber auch für den Mittelstand, so wie etwa für HiPP oder dem Gesundheitsunternehmen medi. Die Arbeitswelt wird sich zukünftig noch stärker und schneller verändern, als sie es ohnehin schon getan hat. „Menschen sind anspruchsvoll und immer selbstbewusster: Sie wollen bestmögliche Voraussetzungen, um bestmöglich Leistung bringen zu können. Sie lassen sich nicht mit irgendeiner Notlösung abspeisen,“ sagt Philipp Müller aus Erfahrung.
Arbeitgeber sind gefordert
„Deshalb sind Arbeitgeber immer mehr gefordert, Arbeitswelten zu schaffen, die attraktiv sind, von der Gestaltung des Raums bis zur Arbeitszeit, und alle Möglichkeiten für Vernetzung bieten. Auch die Ausstattung des Homeoffice wird an Bedeutung gewinnen“, prognostiziert Müller. Übrigens schaut er als Arbeitgeber von gut 1200 Mitarbeitenden am Standort Tauberbischofsheim selbst genau hin: „Zwei Drittel bei uns sind in der Produktion beschäftigt. Deshalb suchen wir auch dort intensiv nach Lösungen, wie wir Arbeitsplätze und -umgebungen attraktiver, ergonomischer und, soweit möglich, flexibler gestalten können.“
Eröffnung VS-Schulmuseum
Typisch VS: Ohne viel Aufhebens eröffnet VS zum 100. Geburtstag das erste Museum für Schulmöbel auf dem Werksgelände. Damit schreibt VS nebenbei ein neues Kapitel der Kulturgeschichte, in der die Entwicklungshistorie der Schuleinrichtung im Gegensatz zur Wohneinrichtung endlich eine angemessene Würdigung erfährt. Die außergewöhnliche Sammlung in- und ausländischer historischer Stücke wurde von VS über Jahrzehnte zusammengetragen. Treibende Kraft hinter dem Museum war Philipp Müllers Vater, Prof. Thomas Müller, VS-Geschäftsführer bis 2019 Thomas Müller bringt damals auf den Punkt, was VS von einem „normalen“ Möbelproduzenten unterscheidet: „Wir können mit diesem Unternehmen einen großen Beitrag zur Bildung und zur Weiterentwicklung von Kindern leisten. Das ist eine sehr, sehr schöne Aufgabe. Doch es gibt noch viel zu tun, denn es ist ein nicht endendes Thema.“
Das erste Museum für Schulmöbel auf dem Werksgelände.
Das erste Museum für Schulmöbel auf dem Werksgelände.
Das erste Museum für Schulmöbel auf dem Werksgelände.
Geschäftsbereich Digital
Alles aus einer Hand, diesen Trumpf spielt VS als Möbelproduzent im Direktvertrieb seit Jahren aus. Beigetragen zum Erfolg hat die wohlüberlegte Unternehmensstrategie, die nach der Internationalisierung zur Diversifizierung überging. 2007 erschloss sich VS den entscheidenden neuen Geschäftsbereich „Digital“, um für alle Bedürfnisse der modernen Informations- und Wissensgesellschaft vom Kindergarten bis zur Hochschule ganzheitliche Lösungen bieten zu können. Gerade in Schulen hat die digitale Zukunft etwas Nachholbedarf, wie spätestens die Corona-Pandemie gezeigt hat.
Wir integrieren interaktive Medien – und bieten aus einer Hand Displays und Boards, Peripheriegeräte, sichere Anschlusslösungen und ein einfaches Gerätemanagement. Als Premiumpartner verschiedener Hersteller sind wir in allen Fragen zu Hard- und Software Ihr verlässlicher Ansprechpartner und bieten ein breites Spektrum an Dienstleistungen.
Wir integrieren interaktive Medien – und bieten aus einer Hand Displays und Boards, Peripheriegeräte, sichere Anschlusslösungen und ein einfaches Gerätemanagement. Als Premiumpartner verschiedener Hersteller sind wir in allen Fragen zu Hard- und Software Ihr verlässlicher Ansprechpartner und bieten ein breites Spektrum an Dienstleistungen.
Wir integrieren interaktive Medien – und bieten aus einer Hand Displays und Boards, Peripheriegeräte, sichere Anschlusslösungen und ein einfaches Gerätemanagement. Als Premiumpartner verschiedener Hersteller sind wir in allen Fragen zu Hard- und Software Ihr verlässlicher Ansprechpartner und bieten ein breites Spektrum an Dienstleistungen.
„Natürlich fragen wir uns, wie sich die Digitalisierung von Schulen voranbringen lässt. Es geht da ja nicht nur um das Austauschen von grünen Tafeln durch Touchdisplays. Die Technik muss in das Raum- und Unterrichtskonzept der jeweiligen Schule eingebunden werden. Da brauchen Lehrkräfte Unterstützung, damit sie die Medien in ihr pädagogisches Konzept integrieren können. Nicht zuletzt muss der IT-Support geklärt sein,“ sagt Philipp Müller.
„Nachhaltigkeit war schon immer Teil unseres Selbstverständnis' .“
Philipp Müller
Vierte Generation
„Nachhaltigkeit war schon immer Teil unseres Selbstverständnisses“, sagt Philipp Müller, der 2016 von seinem Vater Thomas den Vorsitz der Geschäftsführung übernahm. 2019 war die Übergabe sämtlicher Geschäfte in die vierte Generation vollzogen. Es ist ihm bewusst, welche Verantwortung das Familienunternehmen gegenüber Mensch, Umwelt und Gesellschaft trägt. „Wir haben noch nie Wegwerfgüter hergestellt, unsere Möbel sollten immer sehr haltbar sein – und sind es auch. Dabei spielt die Qualität genauso eine Rolle wie das Design. Bei Bestsellern, wie den mit Verner Panton entwickelten Stühlen, nutzen wir Produktionsanlagen jahrelang – ein weiterer Aspekt von Nachhaltigkeit.“ Ökologische Verantwortung ist nicht nur Teil des Erbes und damit Herzensangelegenheit, sondern Teil der erfolgreichen Firmenstrategie.
Philipp Müller, VS-Geschäftsführer seit 2016, und Dr. Thomas Müller, VS-Geschäftsführer von 1987 bis 2019.
Philipp Müller, VS-Geschäftsführer seit 2016, und Dr. Thomas Müller, VS-Geschäftsführer von 1987 bis 2019.
Philipp Müller, VS-Geschäftsführer seit 2016, und Dr. Thomas Müller, VS-Geschäftsführer von 1987 bis 2019.
„In der Produktion, beim Ressourcen- und Energieverbrauch optimieren wir kontinuierlich, um unsere jetzt schon sehr guten Werte weiter zu verbessern“, sagt Müller. Beispiel Kreislaufwirtschaft: Auch hier denkt VS weiter. „Natürlich machen wir uns viele Gedanken und entwickeln Konzepte, wie sich unsere Produkte noch besser in den technischen Kreislauf zurückführen lassen. Wir lassen unsere Produkte nach FEMB level zertifizieren, einige auch durch Cradle to Cradle. Wir bieten einen Ersatzteilservice, sodass Reparaturen noch nach jahrzehntelanger Nutzung möglich sind. Ausstellungsmöbel stellen wir in den Werksverkauf oder spenden sie. Wir machen viel und wir machen immer mehr.“
Startschuss für Werk 7
Am 19. Oktober 2020 ist es soweit: Der Spatenstich zu Werk 7 wird gesetzt. Im Industriegebiet „Am Schneekasten" in Tauberbischofsheim beginnt der Bau des zweigeschossigen Gebäudes.
Das für den Bau von Werk 7 verantwortliche Team (von links): Georg Benz, Philipp Müller, Sandra Hannig, Alexander Ille und Uwe Reichel
Das für den Bau von Werk 7 verantwortliche Team (von links): Georg Benz, Philipp Müller, Sandra Hannig, Alexander Ille und Uwe Reichel
Das für den Bau von Werk 7 verantwortliche Team (von links): Georg Benz, Philipp Müller, Sandra Hannig, Alexander Ille und Uwe Reichel
Produktionsstart in Werk 7
Zum 2. Januar nimmt die Tischmontage im neuen Werk 7 die Produktion auf. Hier stehen uns jetzt Kapazitäten auf einer Fläche von 17.000 Quadratmetern zur Verfügung, verteilt auf zwei Geschosse.
VS
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Im September feiern wir unser 125-jähriges Jubiläum – mit einem großen Fest für alle Mitarbeitenden und mit einem Tag der offenen Tür für die Bevölkerung.
Die Welt dreht sich immer schneller. VS hält das Tempo mit und legt es häufig sogar vor. 125 Jahre – eine lange Zeit, um auf der Suche nach Innovation gedanklich über Tische und Stühle zu gehen. „Unsere Geschäftsfelder Bildung, Büro und Digital sind ausgesprochen lebendig. Ständig gibt es neue Entwicklungen, um den Menschen als lernendes Wesen voranzubringen oder noch besser zu unterstützen. Das hält die Neugierde wach. Zumal es sich um Bereiche handelt, die unsere Gesellschaft entscheidend prägen. Ein Mensch verbringt rund 12.000 Stunden im Unterricht, im Schnitt vierzig Jahre am Arbeitsplatz. Die richtigen Möbel sind dabei die wesentliche Grundlage, beim Lernen, beim Denken, beim Arbeiten. Insofern hat VS seit 125 Jahren im Angebot, wonach gerade junge Leute heute suchen: sogenannten „purpose“ oder wie wir sagen, sinnstiftendes Arbeiten.
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