Legendärer Kufenstuhl Wir kennen uns!
Der Holzkufenstuhl von VS war nicht nur in fast jeder Schule Deutschlands im Einsatz, er hat auch den Weg für Unterricht im Grünen freigemacht. Erkennen Sie ihn wieder?
Der Holzkufenstuhl von VS war nicht nur in fast jeder Schule Deutschlands im Einsatz, er hat auch den Weg für Unterricht im Grünen freigemacht. Erkennen Sie ihn wieder?
Auf ihm wurde gebüffelt, geschwätzt und bis zum Umfallen gekippelt. Klasse um Klasse haben Kinder ihre Namen in sein Holz geritzt und ihn nach Unterrichtsschluss ordentlich hochgestellt. Der Holzkufenstuhl hat viele Generationen durch ihre Schulzeit getragen. Er ruft Erinnerungen wach – wie es sonst nur das Quietschen von Kreide auf einer Tafel schafft.
Rund sechs Millionen Mal wurde das sympathische Möbel zwischen 1952 bis 2006 verkauft. Damit gilt der Kufenstuhl als eines der erfolgreichsten und langlebigsten Produkte der Nachkriegsgeschichte. Dass mit ihm in den 1950er-Jahren auch ein freierer Geist in deutsche Schulen einzog, ist dem heutigen Design-Klassiker erst auf den zweiten Blick anzusehen.
Nach dem 2. Weltkrieg hatte die Schulbank endgültig ausgedient – auch aus politischen Gründen. In Reih und Glied stand sie für überholten preußisch-militärischen Erziehungsstil. Neuorientierung war angesagt. Und da kam der Kufenstuhl von VS gerade recht.
Den Schulalltag von vier auf zwei Beine zu stellen, war die Idee des damaligen VS-Geschäftsführers Falk Müller. Den fertigen Entwurf dazu lieferte der Architekt und international renommierte Möbeldesigner Karl Nothhelfer. 1950 wurde der erste Kufenstuhl produziert, 1952 das Patent angemeldet. Das Design machte Schule – denn die Kufenkonstruktion bot entscheidende Vorteile gegenüber der Konkurrenz:
In Kombination mit dem passenden Kufentisch von Karl Nothhelfer bot der Kufenstuhl Kindern eine bislang ungekannte Beinfreiheit. Das war beim Sitzen angenehm und vereinfachte zudem das Aufstehen und Hinsetzen in den vollen Nachkriegsklassen. Dass die Klassenräume überhaupt so dicht bestuhlt werden konnten, war Nothhelfers schlankem Stuhldesign zu verdanken.
Kaum ein Stuhl hat mehr Härtetests von Kindern standgehalten. Dass der Kufenstuhl hält und hält und hält, liegt zum einen an der besonderen Konstruktion. Die Stuhlbeine stehen mittig auf den Kufen. Dadurch ist die Belastung in allen Sitzpositionen nahezu optimal verteilt. Für mehr Stabilität sorgt auch die Holzverbindung der Stuhlteile mit Dübeln statt den bis dato üblichen Zapfen. Und: Mit Toleranzen im 1/10-Millimeter-Bereich war die Fertigungsweise äußerst präzise.
So robust die Kufenstühle waren, so leicht waren sie für damalige Verhältnisse. Kinder konnten selbst aufstuhlen, d. h. die Stühle mit den Sitzflächen auf die Tische hängen. Dieses sogenannte Huckepackprinzip erleichterte das Reinigen der eng möblierten Klassenzimmer. Noch besser: Die Kinder konnten die Stühle selbst tragen – etwa durch den Raum, um sich im Sitzkreis zu gruppieren. Oder nach draußen, um Unterricht im Grünen abzuhalten. Wieder waren die Kufen herkömmlichen Stuhlbeinen überlegen. Auf weichem Grund wie Gras oder Sand sackten sie nicht ein.
Damit hat der Kufenstuhl vorweggenommen, was bis heute gilt: Gute Schulmöbel stehen dem Unterricht nicht im Weg, sondern machen jede noch so kreative Methode flexibel mit.
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