VS: Wie haben Sie die Form für JUMPER gefunden?
Bei einem solchen Stuhl muss die Form organisch wachsen, das ist ein langwieriger Prozess. Man sieht das Ziel vor Augen, aber es kann sein, dass man sich lange auf einen speziellen Aspekt konzentriert, um dann die Form nur um fünf Millimeter zu verändern. Wichtig ist auch zu überlegen, wo man den Stuhl oben, unten oder in der Mitte anfassen kann, um ihn zu transportieren. Wir haben zudem über die Oberflächenstruktur gesprochen, über verschiedene Plastikarten und verschiedene Gestellformen. Es steckt also viel kollektive Arbeit hinter den Details. Es ging auch darum, an den verschiedenen Varianten des Stuhls zu arbeiten, denn diese müssen sich in ganz bestimmten Punkten unterscheiden, trotzdem muss jede Variante typisch „JUMPER“ sein. Das ist ein sehr langer Prozess.
VS: Wie steht es um die Ergonomie: Wie passt sich der Stuhl dem Körper an?
Ich habe das ausprobiert. Ich sitze auch jetzt während unseres Interviews auf einem JUMPER und fühle mich dabei sehr wohl. Aber natürlich gibt es Menschen, die kleiner oder größer sind als ich, also muss sich dieser Stuhl allen Körpergrößen und außerdem an verschiedene Sitzhaltungen anpassen können. Ergonomische Überlegungen fließen deshalb sehr intensiv in die Konzeptionierung ein und müssen auch praktisch getestet werden.
VS: Worin zeigt sich die Flexibilität dieses Stuhls, die Sie auch zur Namensgebung JUMPER inspiriert hat?
Wer springen will, braucht Beweglichkeit. Deshalb durfte JUMPER auf keinen Fall steif sein. Der Stuhl soll bei der Bewegung unterstützen. Das haben wir durch die innere Spannung und Stabilität der Struktur erreicht sowie durch die Position und Struktur der Stuhlbeine. Auf JUMPER sitzt man wirklich flexibel, im ganz wörtlichen Sinn.
VS: Was ist mit der Sitzschale?
Auch die ist etwas flexibel, genauso wie die Grundstruktur. Allerdings ist diese Flexibilität je nach Stuhlvariante unterschiedlich stark ausgeprägt. Sie hängt auch von der Gestellform ab, aber die kann sich der Kunde ja aussuchen. Vor allem passt sich der Stuhl den Kundenwünschen an, es gibt für jeden Kundenwunsch die passende Variante. Auch das ist eine Form von Flexibilität.
VS: Wenn Sie einen Designer oder Innenarchitekten einen Rat für ein solches Projekt geben wollten, was würden Sie sagen?
Zunächst einmal würde ich ihn darauf aufmerksam machen, dass er nicht so schnell wieder die Chance bekommen wird, solch ein Projekt durchzuführen. Ich würde ihm raten, sein Konzept gründlich zu überdenken und sich genau zu überlegen, wie sich der Stuhl für möglichst viele Menschen gut anfühlen soll. Der JUMPER ist nicht unbedingt ein Stuhl, der einen umhaut. Das ist vielmehr ein Stuhl, der bei allem, was man tun möchte, mitgeht, und der seine Besitzer über viele Jahre unterstützend begleitet.
VS: Was sind die wichtigsten Eigenschaften, die einen Kunden überzeugen sollten, den Stuhl zu kaufen?
Wenn jemand diesen Stuhl kauft – wobei es eher selten vorkommen wird, dass diejenigen, die darauf sitzen, auch die Käufer sind. Also besser: Wenn jemand diesen Stuhl nutzt, wird er lange Jahre und viele Stunden darauf verbringen, sei es als Schüler oder Student oder an einem anderen Arbeitsplatz. Ich denke, der JUMPER ist so konzipiert, dass die Besitzer eine Vertrautheit mit dem Stuhl empfinden werden. Genau das braucht es ja, damit man sich auf einem Sitzmöbel wohlfühlt: dass es einem vertraut wird. Im Französischen sagen wir dafür „devenir familier“, also Teil der Familie werden.
VS: Wie bewerten sie die technische Kompetenz und die Prüfmöglichkeiten von VS?
Ich war sehr beeindruckt von den vielen verschiedenen Überlegungen und Testverfahren, die VS einsetzt, um technische und ergonomische Perfektion zu erlangen und Langlebigkeit zu testen. Es ist ein echter Hindernislauf, bis man den perfekten Stuhl kreiert hat!
VS: Wie war es für Sie, mit einer deutschen Firma zusammenzuarbeiten?
Ich gebe zu, das Streben nach Perfektion hat sicher etwas damit zu tun, dass VS ein deutsches Unternehmen ist. Das gilt bei Stühlen wie bei Autos und anderen deutschen Produkten.
VS: Vielen Dank für das Gespräch, Monsieur Nouvel.